Digitalisierung in der Berufsschule – zwei Lehrerinnen berichten

Um etwas mehr Licht in das Thema “Digitalisierung in der Berufsschule” zu bringen, haben wir den fachlichen Austausch mit dem “Teacher-Dreamteam” gesucht – zwei Lehrerinnen, deren Engagement uns mehrfach positiv aufgefallen war. Die aufschlussreichen Erkenntnisse und Auszüge aus ihren Antworten auf unsere vielen Fragen, haben wir in diesem Beitrag zusammengefasst.

Kurz vorab zu unseren Interviewpartnerinnen Steffi & Serena. Die beiden Berufsschullehrerinnen betreuen gemeinsam den Instagram-Account @teacher.dreamteam, auf dem sie regelmäßig Tipps und Erfahrungen aus dem und für den Berufsschul-Alltag teilen. Die beiden haben sich 2020 bei ihrem Referendariat in Rheinland-Pfalz kennengelernt. 

Beide arbeiten an berufsbildenden Schulen. Steffi als Lehrerin für Deutsch und Ethik und Serena als Lehrerin für Deutsch, Ethik und Pädagogik. – An Ihrem Beruf lieben sie am meisten, dass sie “junge Menschen auf ihrem Weg in die Zukunft begleiten können”. Dabei können sie nicht nur den Azubis etwas mitgeben, sondern lernen auch jeden Tag selbst etwas von ihren Schülerinnen und Schülern.

Welchen Stellenwert hat die berufliche Ausbildung heute bzw. welchen sollte sie Eurer Meinung nach haben?

Bevor wir jedoch mit unserem Lieblingsthema “Digitalisierung in der Ausbildung” starten, möchten wir zunächst kurz auf den heutigen Stellenwert der beruflichen Ausbildung eingehen. Die beiden Berufsschullehrerinnen bestätigen mit Ihren Beobachtungen eine gesellschaftliche Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte, die dazu geführt hat, dass immer mehr Jugendliche studieren möchten. Dies obschon eine Ausbildung im Handwerk nicht nur sehr gute Perspektiven bietet, sondern für viele Jugendliche auch nach wie vor den geeigneteren Weg in das Berufsleben darstellt. Sie finden es bedauerlich, dass der Stellenwert und das Ansehen einer beruflichen Ausbildung in der Gesellschaft gesunken ist und es ist ihnen daher besonders wichtig jungen Menschen zu zeigen, dass nicht nur der akademische Pfad zu Erfolg und Anerkennung führt. Unsere Gesellschaft ist heute vielleicht mehr denn je auf junge Menschen angewiesen, die den Weg einer Ausbildung in systemrelevanten Berufen einschlagen. Deshalb betonen die beiden Lehrerinnen, dass “dieser Weg unbedingt wieder attraktiver gemacht werden muss.“

Digitalisierung ist ein global immer wichtiger werdendes Zukunftsthema. Vor allem in Bezug auf Deutschland liest man diesbezüglich jedoch häufig von großem Nachholbedarf und für manche Bereiche wird sogar trotz der beschleunigenden Effekte der Pandemie noch immer davon gesprochen, dass man die Digitalisierung komplett verschlafen hätte. Dass dies auch Bereiche des Bildungssektors betrifft, ist dabei kein Geheimnis. Wir haben die beiden Pädagoginnen gefragt, wie ihre persönlichen Erfahrungen hierzu aussehen und wie sie die aktuelle Gesamtsituation einschätzen.

Wie digital ist eure Berufsschule ausgestattet?

Serena unterstützt die Meinung, dass es “besonders im Bereich der Digitalisierung an Schulen viel Nachholbedarf gibt”. Sie betont aber auch ihr Glück, an einer Schule zu arbeiten, die einen sehr großen Wert auf Digitalisierung legt und generell sehr fortschrittlich arbeitet. Ihre Berufsschule nutzt unter anderem Office-Pakete und eine Software für Online-Meetings. WLAN ist in jedem Gebäudekomplex verfügbar und es wird überall mit Smartboards gearbeitet. Am angeschlossenen beruflichen Gymnasium wird zum Beispiel bereits auch ein komplett digitales Abitur angeboten, bei dem die Schülerinnen und Schüler während der gesamten Oberstufe digital arbeiten und auch ihr Abitur am Laptop schreiben können. – Serena bewertet die digitale Ausstattung ihrer Schule daher auf einer Skala von 1-5 mit einer “soliden 4” (1 = gar nicht digital, 5 = super digital). Sie kennt jedoch auch viele Lehrkräfte, die solche Privilegien nicht genießen dürfen.

Steffi beispielsweise würde ihrer Berufsschule leider nur eine 2 auf dieser Skala geben. An der Schule, an der Steffi arbeitet, gibt es zwar auch in fast allen Klassenräumen ein Smartboard, “dieses kann jedoch nur eingeschränkt benutzt werden, da vieles an der Technik nicht funktioniert”, … “die Erhaltung der Technik kann aufgrund des fehlenden Personals kaum gewährleistet werden.” Folgende Situation nannte Steffi als plakatives Beispiel für die teilweise absurden Probleme in der Praxis: “Unsere Schule hatte z.B. ein Smartboard für einen Raum, in welchem noch keines installiert war. Dieses durften wir jedoch nicht selber anschließen, da Verwaltungen hierfür Techniker stellen. Durch die langsamen Behörden, die keinen Techniker schickten, hat das Gerät nun keine aktuelle Software mehr und muss entsorgt werden.” Doch damit nicht genug! In Ihrer Berufsschule werden nun seit wenigen Monaten auch Tablets zur Verfügung gestellt. Da diese jedoch nicht mit privaten Geräten verbunden werden können und da es kaum Software gibt (die genutzt werden darf), sind die Tablets in der Praxis leider nicht hilfreich. An ihrer Berufsschule gibt es darüber hinaus trotz vorhandener Zuleitungen noch nicht mal WLAN: “Auch hier kämpfen wir seit Jahren mit unserer zuständigen Kreisverwaltung um den Anschluss”, so Steffi. Auch das involvierte Bildungsministerium konnte leider nicht helfen. 

Das fehlende WLAN schränkt die Nutzung von digitalen Technologien natürlich stark ein. Immerhin gibt es an ihrer Schule genügend Computerräume und die Schülerinnen und Schüler können sich zu Beginn des Schuljahres auch einen Laptop ausleihen, welchen sie auch Zuhause nutzen können. Auch an Steffis Schule wird meist mit Office gearbeitet.

Besonders frustrierend ist für Steffi beim Thema Digitalisierung, dass sich viele Schulen zwar gerne digitalisieren wollen, “aber vom System ausgebremst werden”. Serena hat dieses Problem wie folgt beschrieben: 

“Das Bildungssystem ist sehr starr und langsam, wenn nicht gar unbeweglich. Es gibt unglaublich viele engagierte Kolleg:innen, die großartige Ideen haben, aber immer wieder gegen Windmühlen kämpfen und vom System “geschluckt” werden. Die Schulen werden überschwemmt mit bürokratischen Hürden und gebremst von langsamen Prozessen im System.”

Da so viel Organisation und Bürokratie anfällt, bleibt Serena oft wenig Zeit für die eigentliche Arbeit, So fällt es schwer, “den Raum und die Energie zu haben, neue Ideen zu entwickeln und umzusetzen”. Steffi stimmt Serena bei Ihren Aussagen zu und ergänzt, dass viele Schulen durch die langsamen Prozesse, die chronische Unterbesetzung und das Desinteresse in den einzelnen Kreisverwaltungen in Bezug auf die Digitalisierung leider weiter hinterher bleiben – und das trotz vieler engagierter Kolleginnen und Kollegen.

Wie können digitale Tools Lehrkräfte unterstützen?

Gerade in Umfeldern mit oft noch sehr analogen Strukturen (wie in der beruflichen Lehre), lösen digitale Tools (wie z.B. digitale Berichtshefte), häufig Diskussionen aus. Man hört zum Beispiel immer wieder, dass das Schreiben mit der Hand durch Software verlernt würde oder dass der Lerneffekt durch digitale Tools verloren ginge. Aber wie sieht es aus, wenn man diese Frage an progressive Lehrkräfte wie Steffi und Serena richtet? Sehen sie den Umgang mit digitalen Werkzeugen in der Ausbildung kritisch, als Erleichterung oder gar als zeitgemäße Notwendigkeit?

Serena fällt es schwer sich dabei auf eine Seite zu stellen, da sie die Meinung vertritt, dass “beides Hand in Hand gehen" muss. Die Arbeit mit Software, ob am Handy oder am  Laptop, gehört für alle Jugendlichen zur Tagesordnung, weshalb der Einsatz einer App zur Ablösung der bisherigen Berichtshefte absolut sinnvoll ist. Eine App knüpft einfach viel stärker und intuitiver an die Lebenswelt der Auszubildenden an. Für sie steht unabhängig davon außer Frage, dass das Schreiben mit der Hand sehr wichtig ist, doch gibt es dafür ihrer Meinung nach “bessere und genug andere Gelegenheiten, als das Führen eines Berichtsheftes.” Steffi schließt sich, auch als Deutschlehrerin, den Aussagen von Serena an. Sie wird das Schreiben mit der Hand immer fördern, dennoch stehen für sie die Vorteile eines digitalen Berichtsheftes im Vordergrund. Sie hält es “für eine Erleichterung und Notwendigkeit, das Berichtsheft zu digitalisieren.” 

Zur digitalen Berichtsheft von Zubido im speziellen sagen beide folgendes:

“Die Berichtsheft-App ist sehr intuitiv und übersichtlich gestaltet. Trotzdem bietet sie viele Möglichkeiten. Es ist toll, dass ein unkomplizierter und schneller Austausch zwischen allen an der Ausbildung Beteiligten (Azubi, Lehrperson, Ausbildungsbetrieb) möglich ist.”

Da das Thema Berichtsheft nun nicht nur Schulen, sondern vor allem Betriebe und deren Ausbildungsverantwortliche betrifft, wollten wir auch noch näher auf das Thema Lernortkooperation eingehen und haben die beiden Berufsschullehrerinnen gefragt, wie weit bisher die Möglichkeit zum Austausch mit Ausbildungsbetrieben besteht.

Obwohl Steffi in Berufsschulklassen eingesetzt wird, hat sie aktuell noch wenig Kontakt zu den Praxisbetrieben, in denen ihre Azubis arbeiten. Sie sieht die Ursache in dem geringen Interesse an den Fächern Deutsch & Ethik, die sie unterrichtet. Ihrer Meinung nach wird “ein stärkerer Wert auf Praxismodule gelegt”. An der Berufsschule von Steffi wird häufig über die Lehrkräfte der jeweiligen Klassen kommuniziert. Bei Bedarf besteht jedoch stets die Möglichkeit, von beiden Seiten in Kontakt zu treten. 

Bei Serena finden regelmäßig Praxisanleitertreffen statt. An Praxistagen arbeiten die Azubis an einem begleitenden Portfolio, in das sowohl die Praxisanleitung als auch sie einen Einblick haben. Auch hierüber ist ein Austausch möglich. Ein Bestehen der Ausbildung ist laut Serena ohnehin nur möglich, wenn sowohl die schulische als auch die praktische Komponente stimmen. Weiterhin finden hin und wieder bei Bedarf auch persönliche (meist telefonische) Gespräche mit Ausbildenden statt.

Wie wichtig ist Euch für Eure Arbeit die Lernortkooperation bzw. wie wird sie an Euren Berufsschulen umgesetzt? 

Im weiteren Zusammenhang sind wir noch genauer auf die Bedeutung der Lernortkooperation eingegangen. Denn das BIBB sieht ja eigentlich vor, dass Berufsschulen und Ausbildungsbetriebe stärker kooperieren und dass zum Beispiel Lehrkräfte auch Einsicht in die Ausbildungsnachweise der Lehrlinge haben sollen (was in der Zubido-Software aus diesem Grund mitgedacht wurde). Wir haben daher gezielt danach gefragt, ob eine Chat-Funktion mit den Azubis oder eine Kommentar-Funktion für die Berichtshefteinträge, den Nutzen der Berichtsheft-App bei der Lernortkooperation könnte. 

Für beide ist die Kooperation mit Ausbildungsbetrieben, bzw. mit den Einrichtungen in denen sie vorwiegend arbeiten, sehr wichtig. Sie bilden die Lernenden dafür aus, später in der Praxis zu arbeiten, weshalb für Steffi und Serena ein “stetiger Austausch” und ein “mit der Praxis im Gespräch sein” unabdingbar ist”. 

Eine digitale Plattform mit solchen Funktionen würde sie bei der Lernortkooperation daher sehr unterstützen, da “die Wege dadurch kürzer werden” und der Austausch schneller erfolgen kann. Darüber hinaus finden beide es wichtig, Einblicke in die Arbeit der Azubis in der Praxis zu haben, um schulisch daran anzuknüpfen. Der Berufs- und Lebensweltbezug ist in der schulischen Ausbildung sehr wichtig. “Wenn wir es nicht schaffen, mit den schulischen Lernprozessen an der Praxis anzudocken, gehen die Schüler uns auf dem Weg verloren, weil sie die Relevanz der Schule nicht erkennen”, so die beiden. – Wir würden sagen, hier kann die Berichtsheft-App von Zubido klar punkten!

Wenn Ihr einen Wunsch an die Kultusministerkonferenz weitergeben könntet, welcher wäre das?

Zum Abschluss haben wir das Teacher-Dreamteam Steffi und Serena gefragt, was sie sich wünschen würden, wenn Sie einen Wunsch direkt an die Kultusministerkonferenz richten dürften … das waren ihre Antworten:

Serena: “Bitte seht die Lehrer:innen und ihre großartigen Ideen! Gebt ihnen den Raum, sich weiterzuentwickeln. Bitte entbürokratisiert das System und ermöglicht es uns, mit der Zeit zu gehen.”

Steffi: “Bitte hört uns zu! Das System benötigt einen kompletten Umbruch, auf welchen Lehrer*innen bereits seit Jahren bestehen. Wir können nicht mehr warten bis sich die Politik traut, denn wir trauen uns!”Mit diesen zwei Zitaten zur Stimmungslage möchten wir diesen zusammenfassenden Beitrag abschließen und uns für den vielfältigen Input bedanken! Wir freuen uns immer sehr über den Austausch mit Fachleuten, da wir uns für die Digitalisierung im Bereich der Ausbildung einsetzen möchten und ganz offensichtlich nicht alleine mit der Meinung dastehen, dass es noch “sehr viel zu tun gibt!”

Instagram-Account @teacher.dreamteam Instagram-Account @zubido.de

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